Je weiter wir in Südafrika nach Westen in Richtung Kapstadt kommen, desto „weisser“ wird das Land. Auf jeden Fall ist immer weniger „Afrika“ für uns Touristen sichtbar. Wer nicht will, realisiert eigentlich gar nicht wo er wirklich ist. Genau so könnte man auch auf einem anderen Kontinent sein. Doch das hat eben alles seine Geschichte und in Südafrika heisst die gar nicht so alte Geschichte eben „Apartheid“!
Als Apartheid wird eine geschichtliche Periode der staatlich festgelegten und organisierten so genannten Rassentrennung in Südafrika bezeichnet. Sie war vor allem durch die autoritäre href=“https:// , selbsterklärte Vorherrschaft der „weißen“, europäischstämmigen Bevölkerungsgruppe über alle anderen gekennzeichnet. Sie begann bereits Anfang des 20. Jahrhunderts, hatte ihre Hochphase von den 1940er bis zu den 1980er Jahren. Unter dem Deckmantel der Rassentrennung (Eine Vermischung der Rassen wurde als unnatürlich und auch als konfliktbehaftet erklärt), wurden insbesondere den Schwarzen viele Rechte entzogen (keine politischen Rechte, keine hohen Ämter, offizielle Einteilung in Rassen mit verschiedenen Rechten, gesetzliche Trennung der Wohngebiete, Einschränkung der Bewegungsfreiheit für Scharze ausserhalb ihrer Townships, unterschiedliche Schulsysteme je Rasse). Umgekehrt könnte man auch sagen, die Weissen haben sich die Gesetze auf dem Buckel der anderen Bevölkerungsgruppen so zurechtgelegt, dass sie alle Vorteile auf Ihrer Seite hatten, die Grundlage für Ihren eigenen Reichtum. Die Wende in der Politik begann 1990. Sie war eine Folge des jahrelangen Kampfes der benachteiligten Bevölkerungsmehrheit unter politischen Führern wie Nelson Mandela und verlief weitgehend friedlich. 1990 wurde Nelson Mandela nach 27 Jahren seiner lebenslänglichen Haft ohne Bedingungen in die Freiheit entlassen. Die Parlamentswahlen von 1994 brachten erstmals ein gleiches Wahlrecht für alle Bürger und veränderten das politische Leben im Land grundlegend. Nelson Mandela wurde dann der erste schwarze Präsident des Landes.
Auch wenn sich seitdem Vieles geändert hat, sind noch grosse Spuren dieser zeit sichtbar. Auch wenn sich nun eine neue schwarze Mittelschicht bildet, die Mehrheit lebt nach wie vor in teilweise grosser Armut. Die sichtbarsten Spuren der Apartheid sind hier die Townships.
(Das sind während der Zeit der Apartheid für die Schwarzen, Farbigen und die Inder eingerichtete Wohngebiete – diese Bevölkerungsgruppen mussten hier wohnen. Damit wurden der Grossteil der Bevölkerung zwangsweise umgesiedelt. Soweto bei Johannesburg ist heute die grösste Stadt des Landes).
Fast jede Stadt hat 2 Teile, die eigentliche (weisse) Stadt und das Township, welches oft auch mit Mauern abgetrennt ist. Wenn man nicht will, muss man, sieht man diese auch fast nicht, sie sind für den Touristen fast unsichtbar.
Wir wollen uns und vor allem Colin und Mattia aber auch diese Seite von Südafrika zeigen und machen uns mit einem Einheimischen auf eine Township Tour.
Mit unserem Führer Joseph kaufen wir noch Lebensmittel für die Kinder ein. Diese wollen wir verteilen 615-544-7934 , aber wi kommen gar nicht dazu, da die hungrigen Kinder uns diese förmlich aus dem Wagen reisen. Ein paar Sekunden und alles ist weg!
Wir besichtigen das Township und dürfen alle Seiten wahrnehmen. Grosse Armut von Frauen mit 9 Kindern in einer Wellblechhütte von knapp 15 m2 (alle haben den AIDS Virus in sich) über kleine alte vorgefertigte 2 Zimmer Häuschen zu neueren Bauten. Doch obwohl die Regierung viel unternimmt scheint sie hier nicht nach zu kommen.
Doch trotz Armut erleben wir auch viel Lachen, neugierige Kinder und kreative Leute. Eigentlich erstaunlich bei diesen Lebensumständen.
Ein Töpfer zeigt uns seine kleine Werkstatt. Mattia und Colin erhalten einen kleinen gratis Schnellkurs in afrikanischer Kunst.
Unser Besuch hat sich sehr gelohnt. Was bleibt sind gemischte Gefühle, bedrückend die Armut, erfrischend die Fröhlichkeit der Leute. Wenn man aber bedenkt, wie viele Leite in solchen Townships leben (wenn man nach Kapstadt fährt, passiert man über dutzende Kilometer Wellblechhütten…), macht uns dies dann aber doch nachdenklich.
Glück hat, wer in der Schweiz geboren wurde.